Das 270 Grad Feedback ist eine Feedback-Methode zur Beurteilung sowohl von angehenden als auch von bereits etablierten Führungskräften in Unternehmen. Fast immer ist das 270 Grad Feedback gemeint, wenn von 360 Grad die Rede ist. Das kommt vor allem daher, dass es sich um keine genau definierten, geschweige denn geschützten Begriffe handelt. Der Oberbegriff ist „Multi-Rater-Feedback“ oder auch Mehrquellen-Feedback – also Feedback durch mehrere Beurteiler. Ob diese nun grafisch dargestellt 270, 180 oder 360 Grad ergeben, ist eigentlich nebensächlich.
Das 270 Grad Feedback hat, sofern es umgesetzt werden kann (genügend Kollegen), gegenüber allen anderen Formen Vorteile:
270 versus 360 Grad: Beim 360 Grad Feedback werden auch externe Feedbackgeber berücksichtigt (in der Regel Kunden, Lieferanten, Partner). Das ist zum einen aufwendiger (die externen Parteien müssen mitmachen) und zum anderen nur bedingt valide und objektiv. Das „echte“ 360 Grad Feedback ist eher dann geeignet, wenn die Führungskraft entscheidend oft und intensiv Kontakt zu externen Parteien hat.
270 versus 180 oder 90 Grad Feedback: Vor allem das Feedback auf gleicher Ebene (durch Kollegen) und Feedback durch Mitarbeiter haben die höchste Aussagekraft, besser noch als Eignungstests oder andere Formen der Einschätzung. Wenn eine dieser Ebenen fehlt, wird das Ergebnis stark vereinfacht. Es wäre empfehlenswert, lieber das (klassische) Feedback durch Vorgesetzte mit dem Kollegen-Feedback zu ersetzen. Das Vorgesetztenfeedback ist schon allein durch die geringere Anzahl der Beurteiler (in der Regel nur ein direkter Vorgesetzter) extrem subjektiv.
Um die gewünschte Nachhaltigkeit der (Weiter-)Entwicklung der Führungskraft zu erreichen, empfiehlt sich eine regelmäßige Wiederholung des 270-Grad-Feedbacks. Häufig wenden Unternehmen die 270° Feedback-Methode im Abstand von 1 - 3 Jahren erneut an.
Vor allem wenn die 270 Grad Befragung die variable Vergütung bedingt, kann es zu kollegialer Kooperation kommen – statt ehrlicher Feedbacks werden Gefallen ausgetauscht. Wie schon an anderer Stelle beschrieben, sollte Multi Rater Feedback nicht für die Leistungsbeurteilung o.ä. eingesetzt werden, sondern nur für die Personalentwicklung. Hierbei steht auch ehrliches Feedback keinen Interessen gegenüber.
Natürlich gelten darüber hinaus auch die Vorteile, aber auch Risiken vom Multi Rater Feedback generell (Anonymität muss eingehalten werden, Kommunikation muss stimmen, sollte nicht während Krisenzeiten durchgeführt werden, etc.).
Transparenz
• Es muss klar kommuniziert werden, was genau mit den Ergebnissen geschieht und wer diese einsehen kann.
Zielgruppe
• Bevor Sie die Führungskraft/-kräfte einladen, bedenken Sie die Konsequenzen. Ist nur eine Führungskraft betroffen – wie wirkt das auf die anderen?
Feedbackgeber
• Viele Unternehmen wählen pro Gruppe (Kollegen, Vorgesetzte, Mitarbeiter) eine zu kleine Stichprobe aus. Andere Unternehmen lassen die Führungskraft selbst die Feedbackgeber bestimmen. In so einem Fall ist das 270 Grad Feedback mehr Schein als Sein.
Fragebogen
• Vorgefertigte Muster und Vorlagen für das 270 Grad Feedback dürfen nie 1 zu 1 ohne Anpassung an das eigene Unternehmen übernommen werden. Unternehmenswerte, Kultur, Position etc. bestimmen die erforderlichen Kompetenzen.
Länge des Fragebogens
• Im Gegensatz zu Kundenumfragen sind hier längere Fragebögen aussagekräftiger und genauer als kürzere.
Maßnahmen, Follow Up
• Das gleiche gilt auch für andere Mitarbeiterbefragungen – folgen keine kommunizierten oder sichtbaren Maßnahmen, ist das Instrument verbrannt.
Feedback zum 270 Grad Feedback
• Eine regelmäßige Evaluation sollte die Wirkung, die Wahrnehmung und die Effizient des Instruments messen.
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