Im September ging die LamaPoll-Spende in Höhe von 1.000 Euro auf Wunsch unserer Mitarbeiterin Anne an die Lebenshilfe Berlin e.V. Der Verein setzt sich seit vielen Jahren dafür ein, Menschen mit Behinderung und ihre Angehörigen zu unterstützen und ihnen mehr Teilhabe, Selbstbestimmung und Lebensqualität zu ermöglichen.
Welche Entwicklungen die Lebenshilfe in den letzten Jahren geprägt haben, welche Projekte aktuell im Fokus stehen und wofür unsere Spende eingesetzt wird, hat uns Christiane Müller-Zurek, Leiterin der Verbandskommunikation, im Interview erzählt:
Die Lebenshilfe Berlin gibt es bereits seit 1960. Wie hat sich die Arbeit in den letzten Jahren entwickelt?
Aus der erfolgreichen Elterninitiative entwickelten sich im Laufe der Jahre inklusive Dienstleistungen für Menschen mit Behinderungen und ihre Angehörigen in allen Lebensbereichen. Diese werden inzwischen arbeitsteilig von eigenen Betriebsgesellschaften des Lebenshilfe Berlin e.V. erbracht.
Der Lebenshilfe Berlin e.V. stellt die Interessenvertretung in Politik und Öffentlichkeit sowie die Netzwerk- und Angehörigenarbeit sicher und fördert aktiv die Selbstvertretung von Menschen mit Beeinträchtigung.
Welche neuen Projekte oder Initiativen haben Sie kürzlich gestartet?
Unser aktuelles Projekt „Jeder Tag zählt“ macht bis zur Abgeordnetenhauswahl im September 2026 jeden Monat mit konkreten Forderungen an die Politik auf bestehende Probleme bei Inklusion und Barrierefreiheit aufmerksam. In diesem Monat geht es um das Recht auf Bildung für alle.
An wen richtet sich das Angebot der „Lebenshilfe Bildung“?
Die innovativen und praxisnahen Fort- und Weiterbildungen der Lebenshilfe Bildung gGmbH sind für Fach- und Führungskräfte aus der Behindertenhilfe und für Menschen mit Beeinträchtigung, Angehörige und Interessierte.
Das Projekt ERW-IN (Erwachsenenbildung inklusiv) setzt das Recht auf lebenslange Bildung für alle um. In Zusammenarbeit mit den Berliner Volkshochschulen und der Berliner Landeszentrale für Politische Bildung bietet ERW-IN eine Vielzahl von inklusiven Kursen, die die Bedürfnisse von Menschen mit Lernschwierigkeiten berücksichtigen:
- kleine Gruppen
- verständliche einfache Sprache
- angepasstes Lerntempo
- geringe Teilnahmekosten
Wie können sich Interessierte bei der Lebenshilfe ehrenamtlich engagieren? Wo besteht ein besonders großer Bedarf an freiwilliger Unterstützung?
Durch die große Vielfalt der Lebenshilfe Berlin können alle Interessierten genau die Aufgabe finden, in die sie ihre eigenen Interessen und Fähigkeiten einbringen können, z.B. in der Begleitung von Menschen mit Behinderungen, bei künstlerischen Angeboten oder Unterstützung bei Veranstaltungen. Auch wer sich politisch für die Interessen von Menschen mit Beeinträchtigungen engagieren möchte, ist bei uns richtig. Es ist für jede und jeden etwas dabei!
Was sind die größten Hürden, die Sie sich im Rahmen der politischen und verwaltungstechnischen Interessenvertretung von Menschen mit Beeinträchtigungen ergeben? Und wo sehen Sie die größten Fortschritte?
In der Gesetzgebung und der Rechtsprechung gibt es große Fortschritte. Wir haben inzwischen viele gute Gesetze, jedoch werden sie nicht umgesetzt, und Inklusion wird nicht gelebt. Bestes Beispiel ist die fehlende Barrierefreiheit. Barrierefreiheit ist ein sehr komplexes Thema und geht weit über Fahrstühle und abgesenkte Bordsteine hinaus. Menschen mit kognitiven Beeinträchtigungen werden überhaupt nicht mitgedacht. Sie brauchen Einfache Sprache.
Das größte Problem in den nächsten Jahren sind die Sparzwänge der öffentlichen Hand und dass der Sozialstaat immer stärker in Frage gestellt wird.
Wissen Sie schon, wofür Sie die LamaPoll-Spende einsetzen werden?
Weil Inklusion in der Familie beginnt, werden wir die Spende für die Arbeit mit Familien einsetzen. Familien mit Kindern mit Beeinträchtigungen sind im Alltag mit vielen Herausforderungen konfrontiert. Neben konkreter Unterstützung brauchen sie Beratung, Informationen und vor allem den Austausch mit anderen Familien.