Die LamaPoll-„Spende des Monats“ Juni ging an die Hilfsorganisation CADUS e.V. Dafür entschied sich unsere Mitarbeiterin Phoenix Pirschel, die als Software-Entwicklerin tätig ist. Der international agierende Verein hat es sich zur Aufgabe gemacht, Menschen in Katastrophen- und Krisengebieten zu retten und arbeitet aktuell vor allem in der Ukraine und in Gaza.
Im Zuge dessen wollten wir natürlich mehr über die verantwortungsvolle und wichtige Arbeit wissen, die die Organisation verrichtet und haben uns an das Team von CADUS gewandt. Sophie Wolf, Mitarbeiterin bei der Spendenbetreuung, hat uns dankenswerterweise ausführlich geantwortet. Dabei gab es neben Dank auch Lob für LamaPoll: „Ihre monatliche Spendenaktion bei Lamano ist eine tolle und wertvolle Aktion mit Vorbildfunktion für andere Unternehmen.“.
Was unterscheidet CADUS e.V. von anderen gemeinnützigen Hilfsorganisationen? Nach welchem Prinzip arbeiten Sie in humanitären Krisensituationen?
CADUS fühlt sich den humanitären Prinzipien verpflichtet: Humanität, Neutralität, Unabhängigkeit, Unparteilichkeit. Dazu kommt für uns noch die Rechenschaftspflicht – es reicht nicht nur in guten Absichten zu handeln, sondern wir müssen uns auch an unseren Taten messen lassen. Dazu gehört auch unsere eigene Rolle als humanitäre Organisation und die Hintergründe von Krisen kritisch zu betrachten. Des Weiteren legen wir großen Wert auf Zusammenarbeit und Kooperation mit anderen Organisationen, aber noch mehr mit den betroffenen Menschen im Einsatzgebiet. Über z.B. medizinische Trainings unterstützen wir die Menschen über unseren Einsatz hinaus darin, ihre Lebensumstände zu verbessern. Unser Ziel ist es immer, uns selbst überflüssig zu machen.
Können Sie uns etwas mehr über die einzelnen Hilfsprojekte informieren, die CADUS e.V. im Moment unterhält? Wo genau setzt die Nothilfe an?
Seit Beginn des Krieges in der Ukraine sind wir vor Ort, haben mit einer mobilen Werkstatt Wiederaufbauhilfe geleistet, geben medizinische und Sicherheitstrainings für freiwillige Helfer*innen und professionelle Rettungskräfte und haben Equipment und Material geliefert. Den Großteil unserer Arbeit vor Ort stellen allerdings sogenannte Medical Evacuations (MedEvac) dar, also der Transport von Patient*innen zu sicheren Krankenhäusern, in denen die adäquate Versorgung sichergestellt ist. Dabei sind wir spezialisiert auf den herausfordernden Transport von Intensivpatient*innen, die beispielsweise beatmet werden müssen. Fast 1.000 Personen konnten wir so schon in der Ukraine und ins Ausland verlegen.
In Gaza sind wir in der direkten medizinischen Versorgung von Patient*innen involviert. Seit
Februar 2024 arbeiten wir in einem Trauma-Stabilisierungs-Punkt (TSP). Hier werden Verwundete und Kranke angeliefert, die soweit behandelt werden, dass sie den Transport in ein Krankenhaus für die weitere Versorgung überstehen. Auch helfen unsere Teams in den Notaufnahmen der örtlichen Krankenhäuser. Besonders schwierig ist hier, die Flut an Patient*innen mit schweren Verletzungen nach heftigen Kampfhandlungen zu bewältigen, bei gleichzeitiger Unterversorgung mit medizinischem Material und Equipment. Außerdem führen wir als einzige Organisation MedEvacs aus dem umkämpften und zerstörten Norden-Gazas durch. 35 Patient*innen konnten wir so evakuieren und bisher etwa 2.250 Menschen behandeln.
Als Nothilfe-Organisation versuchen wir immer so schnell wie möglich nach einer Katastrophe vor Ort zu sein und so lange zu helfen, wo und wie es nötig ist.
„Innovation“ ist einer der vier Grundpfeiler des Projekts. Was können Sie uns über den Open-Source-Ansatz von CADUS e.V. sagen?
Für uns ist es selbstverständlich, das wir unser Wissen und unsere Erfahrungen aus den Einsätzen allen zugänglich machen, um Nothilfe noch effektiver zu gestalten und möglichst viele Hürden (vor allem finanzielle) abzubauen. In Berlin unterhalten wir unseren Crisis Response Makerspace, also eine Werkstatt, die sich ganz dem Thema humanitäre Hilfe widmet. Dort entwickeln wir Prototypen für unsere Einsätze, geben Trainings und Workshops und bereiten unser Equipment und unsere Fahrzeuge auf unsere Einsätze vor. So haben wir zum Beispiel schon mehrfach Rettungs- und Behandlungsfahrzeuge nach eigenen Plänen auf- und umgebaut. Die Dokumentationen dieser Umbauten stellen wir der Öffentlichkeit zur Verfügung.
Wie lange sind die Helfer*innen von CADUS e.V. im Schnitt in den Krisengebieten vor Ort?
Der Standard sind zweiwöchige Einsätze für unsere Teams, um die Gesundheit und Fitness unserer Leute sicherzustellen. Je nach Intensität des Einsatzes kann die Dauer dann angepasst werden, sodass auch mehr als zwei Wochen Einsatzdauer möglich ist. Da die meisten unserer Teammitglieder ehrenamtlich tätig sind, hängt es aber auch immer von der Verfügbarkeit der Helfer*innen ab. Die Gesamtdauer unserer Einsätze richtet sich immer nach den Bedarfen vor Ort und was wir leisten können. Und auch wenn es nicht so sein sollte, auch leider danach, wie lange wir den Einsatz finanzieren können.
Ist die Finanzierung von CADUS e.V. langfristig gesichert?
Wir sind zu einem großen Teil durch Spenden finanziert, die es uns ermöglichen, maximal unabhängig zu agieren und auch abseits von öffentlicher Aufmerksamkeit oder Bürokratie, wie bei der Förderung durch Stiftungen und Institutionen, in einer Krise aktiv zu werden. Wie fast alle Organisationen müssen wir mit einem Spendenrückgang umgehen angesichts der vielen Krisen und Teuerung der Lebenskosten. Mit etwas Kreativität und guter Arbeit sind wir aber zuversichtlich, auch weiterhin einsatzbereit zu sein.
Wie kann man die Arbeit von CADUS e.V. am besten unterstützen? Gibt es neben Geldspenden noch mehr, was man tun kann? Suchen Sie auch ehrenamtliche Unterstützer*innen?
Bei uns gibt es die Möglichkeit, sich auch in die alltäglich Arbeit ehrenamtlich einzubringen. Sei es in den verschiedenen Bereichen im Backoffice oder in unserer Werkstatt. Auch für Einsätze suchen wir immer wieder Unterstützung z.B. im Bereich Medizin, Technik, Logistik oder Projektmanagement. Informieren kann man sich auf unserer Homepage oder auf einem unser regelmäßig stattfindenden Infoabende. Und wer Lust hat für uns Spenden zu sammeln, Soli-Veranstaltungen zu organisieren oder unser Werbematerial zu verteilen kann sich immer gerne über info@cadus.org melden.